Theater Narrenschiff

24/03/19

BEHIND THE SCENES: Projekt Freien Wildbahn - Mit „Bye Bye Love“ in die 50er Jahre

„Die ‚Freie Wildbahn‘ sucht junge Talente aus Unna, die gern singen, Theater spielen, tanzen oder Musik machen und sich auf der großen Musical-Bühne ausprobieren wollen. Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 24 Jahren können sich beim Theater Narrenschiff zum Casting anmelden, möglichst mit ein paar Informationen über sich und ihr Interesse am Projekt.“

 

Mit diesem Aufruf ging es Anfang Juni 2018 los, und sofort trudelten die ersten Anmeldungen ein. Die Interessenten bekamen zwei Texte zur Auswahl, von denen sie einen auswendig lernen und vorsprechen sollten, außerdem die Aufgabe, einen Popsong vorzubereiten und das schöne alte Volkslied „Die Gedanken sind frei“, das sich schon beim letzten Casting bewährt hatte, um die Gesangsstimme zu testen.

Das Casting fand dann am 3. Juli statt, und am Ende hatte das Team um André Decker, Christiane Kopka und Svetlana Svoroba 15 neue Talente ausgewählt, die mit auf die Reise in die 50er Jahre gehen sollten. Die restlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten schon bei einem oder sogar bei beiden früheren Musicals der „Freien Wildbahn“ mitgemacht und waren quasi „alte Hasen“. So konnten die kleinen „Mömpfe“ aus „OZ“ in „Bye Bye Love“ bereits Hauptrollen übernehmen.

„Es ist das dritte Projekt, an dem ich mitwirken darf. Als ich gefragt wurde, wer wieder mitspielen möchte, musste ich nicht lange überlegen, denn ich empfinde es als große Ehre hier mitspielen zu dürfen. Es macht großen Spaß neue Leute kennen zu lernen, mit der Zeit wie eine kleine große Familie zu werden und über sich hinauswachsen zu können. Es ist immer wieder eine Herausforderung, aber eine, die sich durch das unglaubliche Gefühl lohnt, bei den Aufführungen auf der Bühne zu stehen!“ - Maja Goliasch

 

„Ich liebe das Musical, das ist mein drittes jetzt und alle guten Dinge sind drei. Das ist ja auch immer ne super Erfahrung, es ist die große Bühne, das große Publikum, gerade auch mit Live-Band, mit so viel Gesinge und Getanze. Das ist halt immer eine ziemlich große Produktion, und da freut man sich, ein Teil davon zu sein.“ - Florian Eller

 

„Es ist auch immer wieder toll zu sehen, wie Leute aus ganz verschiedenen Altersstufen und Gruppen zusammen kommen, und zusammen dieses Projekt auf die Beine stellen, und aus verschiedenen Persönlichkeiten wird dann ein Ganzes, und das macht einfach Spaß." - Britta Happel

 

„Vorher hatten wir ‚OZ‘ und ‚Romeo & Julia‘ und jetzt haben wir so eine 50er-Jahre-Schulthematik, das sind immer ganz andere Welten, in denen wir uns bewegen, und somit zeigen wir auch ne neue Seite von uns selbst.“ - Hannah Hirsch

 

Das Rollen Casting

Am Ende der Sommerferien fand dann das Rollen-Casting statt: Da einige Figuren sehr schwere Gesangparts zu bewältigen haben, ging es dabei nicht nur um die Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft in der Rolle, sondern vor allem auch um die Sicherheit beim „Töne treffen“.

Mit einem Schauspiel-Workshop starteten wir Anfang September in die Probenphase: Einen Nachmittag lang konnten sich die neuen und alten Teilnehmer beschnuppern, verschiedene Gang-Arten ausprobieren, Texte mit unterschiedlichen Emotionen vortragen, sich als schüchterne oder draufgängerische Tanzschulbesucher versuchen. Und sie konnten sich bei der Vorstellung jedes einzelnen im Oscar-Stil zujubeln – was so gut geklappt hat, dass die ganze Nachbarschaft vom euphorischen Gebrüll erschüttert wurde.

Das Stück „Bye Bye Love“ wurde von der Gruppe begeistert aufgenommen: Die Geschichte spielt zwar in den 50er Jahren, die Thematik ist aber zeitlos: Sie handelt aber von Jugendlichen und ihren Problemen mit der Liebe, mit ihrer Rolle in der Gesellschaft und dem Erwachsen werden.

Erste Proben am Stück

Nachdem die Rollen verteilt waren, ging es am 18. September mit den Proben zum Stück los. Gleich mit der großen 2. Szene, in der sich fast alle Figuren auf dem Schulhof begegnen – und die zunächst entsprechend chaotisch verlief. Die Arbeit an den Rollen war auch eine Herausforderung: Obwohl das Stück eine heitere Komödie ist, sind einige der Figuren durchaus komplex und vielschichtig:

„Bei ‚Der Widerspenstigen Zähmung‘ ist es ja so, dass die Frau gezähmt wird. Hier ist es ja nicht so, dass Kat ihren Charakter ablegt, sondern dass sie auch andere Seiten von sich zeigt, dass sie immer noch ihren eigenen Kopf, ihre eigene Meinung hat und auch das Feministische nicht ablegen wird, was ja auch gut ist, aber sie öffnet sich. Und im Endeffekt verändern sich ja viele Charaktere. Eigentlich ist ja Bianca die, die von der oberflächlichen Tussi zur netten Schwester wird. Also könnte man auch sagen, dass Bianca gezähmt wird. Insgesamt geht es darum, dass viele Leute anfangs noch nicht so genau wissen, wer sie sind, und durch die Begegnung mit verschiedenen Personen, verschiedenen Ansichten sich selber auch finden. In diesem Stück ist keine Person eindimensional, jede Person hat verschiedene Charakterzüge, jede Person ist mehrschichtig, und ich find das schön. Ich interpretiere Kat als eine Person, die eigentlich sehr verletzlich ist, und die schon eine starke Persönlichkeit ist und sich aber auch irgendwie hinter diesem Kratzbürstigen versteckt.- Britta Happel (Kat Startford)

 

„Meine Rolle, ist halt der eine, den alle toll  finden, der aber total scheiße ist. Macht auf jeden Fall Spaß, den zu spielen, den Frauenhelden, der sich an seiner High School aufspielt wie sonst was. Und am Ende merkt man, vielleicht ist er doch gar nicht so der Krasseste, den es da gibt, und das find ich ganz schön, das zu versuchen zu zeigen, dass nicht immer die Beliebtesten die Schlausten und Coolsten sind, sondern dass man sich vielleicht auch mal bei den "uncoolen Leuten" umguckt.“ - Florian Eller (Joey Donner)

 

„‘Der Widerspenstigen Zähmung‘, das ist ja alles noch mal total neu interpretiert. Und jeder hat hier noch mal seinen Moment, selbst die kleinen Rollen kommen total gut raus und irgendwie ist halt jeder wichtig. Und ich hab auch das Gefühl, dass man selber mit dem Stück gewachsen ist und dass auch die Rollen mit dem Stück gewachsen sind, am Ende erkennt man sich ein bisschen darin wieder und hat das auch ein bisschen zu sich selbst gemacht.“ - Rebecca Ewe (Sandy)

 

„Das Stück hat viele Facetten. Es sind auch nicht nur ein paar Hauptrollen, sondern mehrere Leute, die kleinere Parts haben und ihre eigenen Geschichten spielen.“ - Chotiwit Thupkhantho (Curtis)

 

„An dem Stück gefällt mir, dass das Rollen sind, die ungefähr in unserem Alter sind, die auch zur Schule gehen und man kann sich damit identifizieren, auch wenn es zu einer anderen Zeit spielt. Die 50er Jahre finde ich auch interessant, weil das ja die Zeit unserer Großeltern war, man lernt dann was darüber, wie das in deren Schulzeit war.“ -Michel Enners (Luke)

Gesangsunterricht und das Einstudieren der Songs

Während am Dienstag im Wechsel Theater- und Choreographie-Proben stattfanden, gab es am Montag Gesangsproben, meist in kleinen Gruppen oder als Einzelunterricht. Da ein Teil der Gruppe keine oder nur wenig Gesangserfahrung hatten, war es ein hartes Stück Arbeit für unsere musikalische Leiterin Svetlana Svoroba, die Teilnehmer auf das selber Niveau zu bringen, ohne dabei jemand zu über- oder unterfordern.

„Musik und Tanz hatte ich vorher ja nicht so in Übung, aber es ist schön, dass man sich hier dadurch fortbilden kann. Andere müssen für so eine Ausbildung viel Geld zahlen, und wir bekommen das quasi geschenkt.“ - Justus Vrede (Patrick Verona)

 

„Ich hab vorher auch schon gesungen, aber das hier ist eben professioneller Gesangsunterricht, und ich glaube, meine Stimme hat sich so viel entwickelt dadurch, ich kann jetzt Dinge singen, von denen ich vorher dachte, dass ich sie nie hinkriege.“ - Rebecca Ewe (Sandy)

Tanzproben- Oder von Rock 'n`Roll und Körperbewusstsein

In den Herbstferien gab es dann eine Proben-Woche in den Räumen der VHS, in der intensiv an den Liedern, an Cheerleader-Auftritten  und an einzelnen Szenen gearbeitet werden konnte. Für die sehr aufwendigen Choreographien, die zum Teil von der ganzen Gruppe getanzt werden, musste André Decker zahlreiche Extraproben ansetzen.

„Ich dachte immer, ich kann nicht tanzen, aber mittlerweile weiß ich, dass das nicht stimmt.“ Rebecca Ewe (Sandy)

 

„Ich bin eigentlich kein großer Fan von Musicals, aber selbst in einem Musical mitzumachen ist schon cool, wenn man das alles kombiniert, Tanz, Theater und Gesang, das macht schon viel Spaß.“ -Zoé Krey (Miranda)

 

"Tanz ist die Disziplien im Musical, die oft unterschätzt wird. Aber da fast die Hälfte des Stücks aus Liedern besteht, müssen sich die Darsteller viel bewegen und dazu dann noch singen! Den Takt zu halten, richtig zu atmen und dann dabei so auszusehen als würde das ganze überhaupt nicht anstregend sein und im besten Fall währenddessen seinen Charakter noch weiter zu spielen, sind nur einige der Herrausforderungen, die sich stellen. Aber unsere Teilnehmer*innen sind ja jung und strotzen vor Energie, die lachen auch noch einer fünfstündigen Choreo-Probe, meistens zu mindest." - André Decker (Choreograf und Regisseur)

Back to the 50´s - Kostüme und der Look von BYE BYE LOVE

Da das Stück in den 50er Jahren spielt, waren natürlich auch die Kostüme sehr wichtig: Sie schaffen erst die richtige Atmosphäre und erleichtern es den Jugendlichen, in die Rollen aus einer anderen Zeit zu finden. Als sie gegen Ende der Probenzeit nach und nach eintrafen, sorgten sie für großes Entzücken, vor allem natürlich bei den Mädchen, aber nicht nur!

"Ich habe schon oft Geschichten im Look der 50er Jahre insszeniert, die liegen mir sehr am Herzen. BYE BYE LOVE spielt an einer Highschool. Also haben wir es hier mit den unterschiedlichsten Jugenkulturen dieser Zeit zu tun. Von Teddy Boys, über Petticoat-Mädchen und Cherrleader bis zu den Aussenseitern und Spiessern. Also die gesamte Bandbreite. Das hat schon sehr viel Spass gemacht. Vorallem wenn ich sehe, wie es den Darstellern hift ihre Rollen zu finden." André Decker (Kostüme)

 

„Ich mag die Fifties, auch die Kleidung, obwohl ich jetzt im Stück nicht die typischen "Mädchen-Sachen" trage, Kat ist ein Teddy-Girl, aber bei den anderen, die Röcke, die Petticoats, die Frisuren – ich find das total toll.“ - Britta Happel (Kat Stratford)

 

„Ich liebe den Fifties style, das wird ja gerade auch wieder modern.“ - Florian Eller (Joey Donner)

 

„Was ich sehr mag, sind die Outfits, und die Kulissen, die Milchbar, das sieht mega-gut aus.“ - Sara Rodrigues (Liza)

 

„Mir gefällt, dass es ne super lustige Geschichte ist, die einen in die 50er Jahre zurück versetzt und einen da schön träumen lässt.“ - Marc Selzer (Mr. Startford)

 

„Die 50er sind ne coole Zeit, die Kostüme sind mega detailgetreu.“ - Miguel Rodrigues (Doodie)

 

Die Band

Parallel zu den Theater-, Tanz- und Musikproben traf sich die Band, um unter Ableitung von Thomas Quast die Stücke einzustudieren. Leider hatte einer der beiden Gitarristen eine Woche vor der Premiere einen Autounfall und konnte nicht mehr mitmachen. Durch großen Einsatz und Extraproben konnte der Rest der Band seinen Ausfall auffangen. Für die meisten der Musiker, die zwischen 13 und 18 Jahre alt sind, war es eine ganz neue Erfahrung, für ein Musical zu spielen, da dort andere Dinge gefragt sind als bei einem normalen Bandauftritt. So müssen sie vor allem sehr konsequent das Tempo halten, damit die Tänzer nicht durcheinander kommen.

„Ich finde es spannend, Musik und Theater zu verknüpfen und das umzusetzen.“ - Laura Wabinski (Klavier/Gitarre/Flöte)

 

„Das ist ne coole Sache, weil man neue Erfahrungen sammelt und mit einer ganzen Gruppe von Leuten was zusammen macht, die alle andere Aufgaben haben.“ -Paul Jordan (E-Gitarre)

Außerdem galt für die Gruppe wie für die Band, dass sich alle mit einer Musik beschäftigten mussten, die sie sonst nicht unbedingt hören. Zwar kommen auch aktuelle Hits vor wie „Halo“ von Beyoncé oder „I kissed a Girl“ von Katy Perry, allerdings werden auch diese Songs im Doo-Wop-Stil der 50er Jahre gespielt und gesungen. Eine große Herausforderung waren auch Texte wie „Yippity dip de doom / Wop ba-ba lu-mop / and wop bam boom!“,  die zudem noch in einem irren Tempo gesungen werden mussten.

Die Endproben

Am Ende häuften sich die Extraproben, und in der letzten Woche vor der Premiere mussten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sogar jeden Abend kommen, damit das Stück schließlich reibungslos über die Bühne gehen konnte.

In den letzten Monaten ist die Gruppe der sehr unterschiedlichen jungen Menschen zu einem eingeschworenen Team zusammengewachsen, in dem sich jeder um den anderen kümmert und niemand Starallüren pflegt. Alle haben sich so großartig entwickelt, dass sie vom Publikum begeistert gefeiert wurden.

„Ich liebe an diesem Projekt den Elan und die Begeisterungsfähigkeit der jungen Gruppe. Es ist ein großes Glück, nach einer anstrengenden Probenphase mit Durchhängern und Stress am Ende alle auf der Bühne strahlen zu sehen.“ - Christiane Kopka (Buch und Regie)

 

„Man lernt, über sich hinauszuwachsen und Sachen zu machen, die man sonst vielleicht nicht machen würde. Das macht natürlich super viel Spaß, und das macht auch ganz viel für das Selbstbewusstsein.“ - Rebecca Ewe (Sandy)

 

„Die Atmosphäre ist super, alle sind freundlich, man funktioniert gut miteinander. Ich find es mega, hier zu sein, wir haben alle ne Menge Spaß.“ - Miguel Rodrigues (Doodie)

 

„Ich weiß jetzt, dass man das, was man tut, mit voller Überzeugung und vor allem mit Spaß tun sollte. Mein Selbstbewusstsein hat dadurch einen riesigen Sprung gemacht. Ich habe so viel in dieser Zeit gelernt und allein deswegen hat es sich schon gelohnt!“ - Hannah Schaub (Miranda)

Weitere Szenenfotos von BYE BYE LOVE gibt es  HIER

Trailer